VGTG beschliesst Gründung einer AG

Der Verein Geothermie Thurgau gründet für die Umsetzung des Erkundungsprojektes «Thurgauer Energienutzung aus dem Untergrund» die Aktiengesellschaft «Geothermie Thurgau AG». An einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung stimmten die Mitglieder der Statutenänderung des Vereins zu. Dem designierten Verwaltungsrat steht als Präsident der Arboner Rechtsanwalt Stefan Müller vor.

Für Josef Gemperle, den Präsidenten des «Vereins Geothermie Thurgau» (VGTG) bedeutet der einstimmige Gründungsbeschluss für die «Geothermie Thurgau AG» nicht nur den Höhepunkt in der Vereinsgeschichte, sondern auch in seiner bald 40-jährigen Karriere als Politiker und umtriebigem Akteur für Energie-, Umwelt- und Klimaanliegen. Vor rund 40 Mitgliedern hatte Gemperle im «Casino» Frauenfeld an die eher durchzogene Erfolgsgeschichte der Geothermie in den 2000er-Jahren erinnert – in der Schweiz, im benachbarten St. Gallen, ja selbst im Thurgau. In Basel standen die Bohrer nach einem Erdbeben still, in St. Gallen floss zu wenig heisses Wasser und im Thurgau wurden die Träume für Geothermie-Kraftwerke nach einem kurzen Aufflammen schicklich beerdigt. «Zu viele gute Projekte sind nicht am mangelnden Optimismus oder am Geld gescheitert, sondern an fehlenden Grundlagen», räumt Gemperle heute ein. Das wollte der Verein ändern: Im Dezember 2019 beschloss der Vereinsausschuss im Kloster Fischingen, das Vorhaben «Thurgauer Energienutzung aus dem Untergrund» (TEnU 2030) in den 127 Millionen grossen Projektkorb des Kantons aus den Gewinnen der TKB-Partizipationsscheine zu legen. Innert weniger Monate schnürten die vereinseigenen Geologen ein Erkundungspaket, das auch die Grossrats-Spezialkommission überzeugte und von der Regierung in die Botschaft an die Stimmbürger übernommen wurde. Im Herbst letzten Jahres hiess das Thurgauer Volk den 127-Millionen-Kredit gut – darunter 20 Millionen für das Projekt «TEnU 2030». Es wird aller Voraussicht nach um bis zu 30 Millionen durch den Bund aufgestockt, womit im Thurgau insgesamt bis zu 50 Millionen in die Erkundung des tieferen Untergrunds fliessen können.

 

50-Mio.-Projekt sprengt Grenzen des Vereins

Ein 50-Millionen-Projekt würde nicht nur den Rahmen, sondern auch den Zweck des Vereins sprengen. Für die Umsetzung der anspruchsvollen Projektaufgaben forderte der Kanton als Geldgeber eine professionelle Struktur samt klaren Verantwortlichkeiten. Hierzu bietet nach Auffassung des Vorstandsausschusses des VGTG eine Aktiengesellschaft die besten Voraussetzungen. Sie steht im Alleinbesitz des Vereins, wird aber von einem unabhängigen – wenngleich vom Verein bestimmten – Verwaltungsrat sowie einer eigenen Geschäftsleitung geführt. Als Nonprofit-Organisation verfolgt die «Geothermie Thurgau AG» keine Gewinnabsichten. Vielmehr müsse
sie sicherstellen, dass die Regeln der vom Kanton eingesetzten Geschäftsstelle des «Fördervereins Projekte für den Thurgau» befolgt sowie die in Aussicht stehenden zusätzlichen Bundesmittel ausgelöst werden können, erklärte Ausschussmitglied Bernd Frieg vor den Mitgliedern.

 

Designierten Verwaltungsrat vorgestellt

Auf der Mitgliederversammlung stellten sich die Mitglieder des designierten Verwaltungsrats vor. Der Arboner Rechtsanwalt Stefan Müller wird den Verwaltungsrat als Präsident anführen. Dazu kommen der Bündner Finanz- und Energiefachmann Martin Gredig, der Weinfelder Kommunikationsexperte Christoph Lanter, ETH-Professor Hansruedi Maurer sowie der Geologe und Delegierte des VGTG Bernd Frieg als weitere Mitglieder des Verwaltungsrats.